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9/18/2014

Viele Worte über's Nichts.

Dieser Text enthält in den ersten Abschnitten starke Trigger. Depressionen, SVV- und Suizidgedanken werden geschildert. 
Allerdings hat der Text den Anspruch, positiv zu enden. 
Vielleicht hilft es Jemanden, vielleicht macht es Jemandem Mut. 


Das ist ein Text für alle Menschen, die seit Wochen, Monate oder Jahre nichts spüren außer Verzweiflung und die Leere.
Für Alle, die wissen, wie sich die bleiernde Müdigkeit anfühlt, die einen nicht loslassen will.
Für alle, die das Nichts kennen. Für alle, die so verzweifelt sind, dass sie sich selber weh tun um sich zu spüren, um  Anderen weh zu tun oder um sich selber zu bestrafen. Für die, die im Sommer auch mit langen Sachen rausgehen, weil sie ihre Narben nicht zeigen wollen. Für alle, deren Gesicht viel zu oft, viel zu nah an der Kloschüssel ist. Für alle Menschen, die Angst haben über eine Brücke zu gehen -weil sie die Gedanken kennen, die dann kommen und einen in den Abgrund starren lassen.
Für Alle, die auf dem Bahnsteig stehen und bei jedem einfahrenden Zug zu kämpfen haben, nicht doch vorzuspringen. Für Alle, die nicht mal mehr auf die Straße gehen können, weil sie mit dem Gedanken spielen, sich vor den sich nährenden Scheinwerfer zu werfen.

Ich weiß, wie sich das anfühlt. Ich kenne das.
Die letzten zwei Jahre habe ich mit all dem Tag für Tag gelebt. Es hat mich aufgefressen, aufgesaugt. Das Nichts, das schwarze Loch -das Leben. Und es ist nicht vorbei.
Noch Heute gibt es Situationen, die mich lähmen. Phasen, in denen ich nichts spüre außer den vertrauten Druck auf meinem Brustkorb, der mich irgendwie am atmen hindert.
Noch immer gibt es Momente in denen das Nichts präsent ist.
Noch immer verspüre ich manchmal den Wunsch, meinen Finger in den Hals zu stecken oder zu einem Messer zu greifen nach einem Streit.

Noch immer. Aber wieso schreibe ich das denn hier? Gerade, jetzt in diesem Moment, bin ich glücklich. So unfassbar glücklich, dass ich am liebsten weinen möchte. Genau deswegen. Weil ich glücklich bin. Ohne Grund. Vor zwei Jahren hätte ich nicht gedacht, dass das noch jemals möglich wäre. Es gab nichts anderes außer dieses schwarze Loch, dass mich aussaugt und verschluckte.
Und jetzt?

Ich habe gelernt meine Gefühle zu hinterfragen, zu erkennen woher sie kommen. Situationen zu  ändern -oder Dinge zu unternehmen, die meine Stimmung beeinflussen.
Musik hören, mit Freunden sprechen, schreiben, malen. Ich habe das geschafft, weil ich ehrlich zu mir selber war. Weil ich was ändern wollte, auch wenn ich ein bisschen Angst hatte. Ich habe erkannt, dass ich mehr als das Nichts, das schwarze Loch bin und dass das gar nicht zu meinem Charakter gehört. Auch wenn ich das immer dachte, weil ich mich nicht an eine Zeit erinnern konnte, in der es anders war. Es wird nicht für Jeden so einfach sein. Aber es ist es wert. Wisst ihr wieso?

Weil man Momente haben kann, in denen man einfach lacht. Momente, in denen man durch die Straßen geht und Dinge schön findet. Momente, in denen die Sonne auf das Gesicht scheint und man so ein wohliges Gefühl in der Brust spürt. Momente, in denen Lieder, die man lange nicht mehr gehört hat, wiederfindet und einfach dazu tanzt. Momenten in denen Essen auf einmal unfassbar gut schmeckt. Momente, in denen man Menschen neu kennen lernt und mit denen man sich gut versteht oder in die man sich sogar verliebt. Momente, in denen man freudig in seine Zukunft blickt, mit der Gewissheit, dass man viel ändern kann für einen selber -und erstaunt ist über sich selber. Denn in der Vergangenheit gab es keine Zukunft. Nur ein schwarzes Loch, Unsicherheit, Angst und Leere. Und jetzt?

Jetzt sind da viele Dinge, die man machen kann, machen will. Viele schöne Dinge und viele schöne Momente, die kommen werden. Ja, ab und zu geht's mir immernoch scheiße. Ab und zu ist immer mal wieder alles im Arsch. Aber das ist nicht Alles.
Ich kann damit umgehen, weil ich weiß, dass es besser wird. Weiß, dass es anders geht und dann seh' ich die schönen Dinge. Und ich hoffe, dass ihr sie auch alle irgendwann seht.
Man kann es schaffen. Es ist leichter als man denkt.

8/12/2014

Über Veränderung oder: Ganz viel über meine Emotionen & mich

Gut, jetzt ist es so weit. Ich kapituliere. Eigentlich sollte das ein seriöses Blog werden in dem ich über sinnvolle Dinge schreibe. Aber das liegt mir nicht. Ich bin ein Mensch, der sich gerne mitteilt. Ein Mensch, der Emotionen hat und sie irgendwo hinpacken muss bevor er explodiert und seine Innereien auf seine Mitmenschen verteilt. Deswegen geb' ich es auf und schreibe einfach drauf los. Zum Wohl meiner Mitmenschen natürlich.

In meinen Träumen von der Zukunft habe ich immer in Berlin gewohnt. In Berlin, der schönsten Stadt der Welt.  In Berlin, meinem zu Hause, meiner Heimat. So dreckig und häßlich Manche sie auch finden, mir ist's egal. Ich find die Pissepfütze am Gesundbrunnnen halb so schlimm.
Mein Zukunfts-Ich hätte in Berlin studiert mit seinen Freunden, wäre weiterhin auf Demos gegangen und hätte in Berlin gearbeitet und dort wahrscheinlich auch Kinder bekommen. Doof nur, dass das mit so'nem Scheißabischnitt wie meinem nicht geht. Also heißt es: Aufwachen und in Selbstmiteid baden.

Angenommen für mein Studium wurde ich in Hessen. Reicht meiner Meinung nach schon, aber um genauer zu werden: Mich verschlägt es nach Marburg. Eine Kleinstadt mit beschaulichen 72.000 Einwohnern, keiner S-Bahn, sondern Bussen. Keiner Club, sondern Kneipenszene und mit mehr Grünenwählern im Studiparlament als ich mich bemitleiden kann.
Das ist aber nur die Spitze des Eisberges. Nicht nur, dass ich in eine Stadt ziehe, die ich bis vor 'nem Monat nicht kannte. Nein, ich studiere auch Etwas, das ich nicht wollte. Nämlich Politikwissenschaft. Toll -wenn man später arbeitslos werden will. Oder wahlweise wissenschaftlicher Mitarbeiter bei einer Partei oder einem Institut wird -oder halt irgendwas mit Medien macht. Also quasi arbeitslos wird.

Was soll das? Ethel an Erde. Oder Gott, Sterne, Schutzengel oder Zufallsmacht. So war das nicht geplant! Ich könnte das positiv sehen. Neue Stadt, neue Menschen. Oder ich sehe es, wie es sich anfühlt: Negativ. Was wird aus meinen Freundschaften? Ich habe nämlich ziemlich tolle Freunde. Was wird aus meiner politischen Aktivität? Die ist auch ziemlich toll. Was wird aus dem Verhältnis zu meiner Familie? Gut. Das ist jetzt nicht so toll, aber trotzdem. Und viel wichtiger: Werde ich irgendwann nach Berlin wieder ziehen? Oder wird die Gentrifizierung alles kaputt machen und ich komme nach 3 Jahren wieder und meine Heimat wurde von Kleinfamilien, Starbucks und Wohnungsprivatisierung verprenzelbergt? Oder, oder, oder. Ach verdammt. Das ist Alles wie eine Welt voll Primarksachen, Cosmopolitanheften und RTL Sendungen. Einfach nur zum kotzen.

5/10/2014

Neu im Regal: Sow, Deutschland Schwarz Weiss


Heute möchte ich euch ein Buch vorstellen, welches mir sehr am Herzen liegt. Mit der Thematik Rassismus habe ich mich -Tumblr sei Dank- schon Etwas eingehender beschäftigen können. Allerdings waren die Quellen größtenteils auf Englisch und betrafen auch den Englisch-sprachigen Raum. Für Menschen, die nicht der englischen Sprache mächtig sind und/oder einen Beleg dafür haben wollen, dass es Schwarzen Menschen in Deutschland ähnlich ergeht wie in den USA, haben wir hier den Beleg.
Auch die deutsche Gesellschaft, in der Rassismus nur mit Rechtsextremismus in Verbindung gebracht und sonst totgeschwiegen wird, hat ein Rassismusproblem. Überraschung!
Wer das nicht glauben will, darf sich hinsetzten und zuhören. Die Erfahrungen Schwarzer Menschen und People of Colour generell wiegt bei diesem Thema mehr als die medial geprägte BILD-Lesermeinung, die man meint verteidigen zu müssen.

In dem Buch geht Sow auf Rassismus in verschiedenen Medien, sowie im Alltag ein und berichtet von eigenen Erfahrungen und Gefühlen in einer angenehmen, lockeren Art. Mit Bildmaterial angereichert, stellt es wohl einen kleinen Schatz für Rassismus-Anfänger da. Angenehm finde ich auch die im hinteren Kapitel angegebenen Vorschläge, wie man als weißes Elternteil mit einem Schwarzen Kind umgehen sollte, sowie die anfängliche Zurechtweisung und Richtigstellung, wie man denn nun wen wie bezeichnen soll.
Meine einzigen kleinen Kritikpunkte ergeben sich aus meiner politischen Orientierung heraus: Mir fehlt die Erklärung. Wieso gibt es Rassismus? Wie ist er entstanden? Da man sich -je nach Analyse- sinnvoll daraus erklären kann, wie man effektiv gegen Rassismus kämpfen kann, vermisse ich diese Fragen ein bisschen, kann aber damit leben, das darauf nicht eingegangen wird. Zudem kommt es manchmal so rüber als ob Sexismus schon eine erledigte Sache ist. Die Frage ist nun ob ich zuviel interpretiert und falsch verstanden habe oder das tatsächlich so gewollt ist. Wenn dem so ist, muss ich in diesem Punkt Sow widersprechen.

Lange, kurzer Sinn: Gutes, lesenswertes Buch, dass sich aus mehreren Perspektiven mit Rassismus in Deutschland beschäftigt, konkrete Beispiele nennt und das Verständnis für die Probleme Schwarzer Deutscher sensibilisiert.


 Weiße sind rassistisch. Alle? Ja. Taschentuch? Nein. 
Bevor jetzt das übliche ''Ich aber nicht, weil x und y und Multikulturalität!!!einself''' kommt, hört mir zu. Rassismus geht über den bloßen Ausländerhass hinaus. Er fängt bei der richtigen Bezeichnung von People of Colour an und hört auf, dass uns nicht auffällt, dass Schwarze in den meisten Filmen nicht vertreten sind oder sonst nur ''Diener''-Rollen einnehmen. Rassismus ist vielschichtig, aber man kann an sich arbeiten um sich dafür zu sensibilisieren. Man muss. Es ist kein böser Vorwurf, rassistisch zu sein. Denn man kann es ändern.

Für alle interessierten Menschen, habe ich nun auch eine kleine Linksammlung zu Rassismus, damit man sich auch direkt mit dem Thema beschäftigen kann. Wer noch Links hat, darf sie gerne in den Kommentaren posten, ich würde die aufnehmen!

Deutsch 

Englisch



4/06/2014

#sorrynotsorry -Lern' deinen Körper zu lieben

Na, magst du deinen Körper? Fühlst du dich wohl im Bikini oder Badehose? Siehst du in den Spiegel ohne Augenringe oder eine zu schiefe, zu kleine oder zu große Nase zu sehen? Denkst du nicht ständig darüber nach, dass du deinen Bauch einziehen musst oder bist enttäuscht, wenn du unterwegs bist und dir Niemand einen interessierten Blick zugeworfen hat?
Gratulation. Dann bist du wahrscheinlich zufrieden mit deinem Körper.
Vielen Menschen, insbesondere jüngeren Mädchen  und ich denke auch Trans*-Menschen, insbesondere trans Mädchen und Frauen, geht es nicht so. Rasierzwang, Diäten, zwanghafte Auseinandersetzung
mit Make Up um jede kleine Hautunreinheit zu verstecken. Brüste, die zu groß, zu klein sind, keine ''schöne'' Form haben und Fett, Fett, Fett überall sind Punkte -neben 234567 Anderen- die man an sich bemäkeln kann.

Die Ursachen für dieses Denken möchte ich -mit Ausnahme der fehlenden Repräsentation- nicht in diesem Post ansprechen. Grob möchte ich aber sagen, dass Rollenbilder und Schönheitsideale einen wirtschaftlichen und gesellschaftsstabilisierenden Faktor darstellen und ihre Existenz hat einen bestimmten Sinn. Ich konzentriere mich eher auf die Frage:




Sich in seinem Körper unwohl zu fühlen, wird einem sehr leicht gemacht.
Überall wo man hinsieht, wird immer das Idealbild der schlanken, wohlgeformten, weißen Frau repräsentiert. Ungesagt wird einem vermittelt, dass das die Norm, das Absolute ist. Ich möchte nicht ungesagt lassen, dass es auch Ideale für Männer* gibt. -Groß, durchtrainiert und markante Gesichtszüge sollte man haben. Aber im Gegensatz zu Frauen* sind kleine Abweichungen vom Ideal nicht so schlimm. Als Mann*, kann man sich immer noch durch Erfolg oder Intelligenz profilieren. Als Frau* ist die Abweichung vom Absoluten (bzw. ''Hässlichkeit'') das Schlimmste, was dir passieren kann -denn durch medialen Einfluss kommt es so rüber, als ob der Körper einer Frau ihr wichtigstes Gut ist.

Halten wir fest: Das Schönheitsideal, das uns auferlegt ist, repräsentiert nicht die Norm und ist verzerrt. Menschen, die daran glauben und Andere deswegen verurteilen und sich über sie lustig machen, sind sich dessen wohl nicht im Klaren -oder haben einfach nur sehr wenig Empathie.

  • Soll dieses unrealistische Ideal Macht über mich haben? 
  • Sollen fremde Menschen, die diesem Ideal einfach nur folgen, Macht über mich haben und dafür sorgen könnrn, dass ich mich schlecht fühle?
  • Will ich wirklich diesen Menschen gefallen? Sind sie so wichtig für mich?
  • Inwiefern bin ich von diesem Ideal beeinflusst worden?
  • Bin ich wirklich auf der Welt nur um der Mehrheitsgesellschaft zu gefallen? 
  • Ich kann auch noch andere Dinge außer gut aussehen!

Sich selber zu akzeptieren dauert. Das geht nicht einfach so von Heute auf Morgen. 
Manchmal, da zweifel' ich auch an mir. Aber wenn ich mich dabei erwische, dann hinterfrage ich diese Zweifel. Und Stück für Stück befreit man sich aus den Klauen der Mehrheitsgesellschaft. Für mich ist es selbstverständlich, nicht über das Aussehen Anderer zu lästern. Wieso sollte ich auch? Das bereitet Anderen nur Kummer und bringt mir persönlich Nichts. Für mich ist es eine sehr erbärmliche Art sich selbst zu profilieren -und auch das hat dazu beigetragen, dass ich bestimmte Kommentare an mir abprallen lassen kann. Wie gesagt, diese Denkstrukturen kommen nicht so schnell, deswegen werde ich sie im Laufe der Zeit immer wieder aufgreifen. 
Mir ist es wichtig, dass man lernt sich in seinem Körper wohl zu fühlen. -hat man das einmal gelernt, dann versteht man, wieso mir das so wichtig ist. Niemand hat es verdient, sich ständig unwohl oder ''hässlich'' zu fühlen.


Wichtig: Ich besitze keine Transindentität. Meine Absicht war es Niemanden zu exkludieren, da ich mir vorstellen kann, dass die Schönheitsideale besonders für trans Mädchen und Frauen eine große Belastung darstellen. Sollte meine Annahme falsch oder unhöflich sein, bitte ich dich einen Kommentar hinterlassen.

4/03/2014

Wie gehe ich mit Narben um? [TW SVV]

Narben sind weder schön, noch hässlich. Narben sind einfach da. -Und das hat man zu akzeptieren.
Man kann nicht sie nicht verschwinden lassen. Man muss lernen mit ihnen zu leben. Man sollte sich nicht dafür verurteilen und versuchen sie zu verstecken. Das ist genauso ungesund wie Narben zu romantisieren oder sie schön zureden. Es ist schwer einen gesunden Umgang mit Narben zu finden -besonders wenn das Umfeld nie gelernt hat, annehmbar auf solche Verletzungen zu reagieren.
Im Folgenden geht es nicht darum, die Gründe für Selbstverletzung zu erläutern oder zu erklären wie man lernt sich selber mit Narben zu akzeptieren, sondern Außenstehenden eine grobe Idee zu geben, wie sie mit verheilten Narben umzugehen haben.

Diese Narbe auf dem Bild gehört mir. Ich habe sie mir selber zugefügt. Sie sind nicht tief, es war nicht sehr schmerzhaft. Eigentlich ist sie ein Witz. -Aber man sieht sie Heute, fast 6 Monate nach Entstehung des Fotos immer noch.
Auf der einen Seite ging es mir gut, wenn ich mich geschnitten habe. Druck und Stress ließen nach -und manchmal habe ich daran gedacht, was passiert, wenn Jemand diese Narben sieht. Ich habe mir gewünscht, dass die Menschen meinen Schmerz sehen -und mich verstehen. Und dann -danach- kam die Scham. Und ich versteckte sie.

Meist braucht es Zeit und Mut bis man sich entschließt, Narben offen zu tragen. Teilweise wird man in bestimmten Situationen oder Jahreszeiten teilweise dazu gedrängt.
Mir wurde so oft zugetragen, dass Menschen aufgrund ihrer Narben fertig gemacht oder sehr unpassend behandelt wurden -auch wenn die Wunden schon vernarbt waren. Kleine Aussagen, die Menschen aus Unwissenheit oder mangelnder Empathie treffen, können einen schon aus der Bahn werfen. Von Beöeidigungen oder Vorwürfen will ich erst gar nicht sprechen. Es ist schon schwer genug, sich selbstverletzendes Verhalten abzugewöhnen -wenn dann noch das Umfeld nicht mitspielt, wird es unnötig schwer. Man muss SVVlern das Leben nicht noch schwerer machen in dem man ihre Krankheit unterstützt, weil man sie ausgrenzt, auslacht, verurteilt oder ihre Narben bewundert.


Ich wäre sehr, sehr vielen Menschen dankbar, wenn sie folgende oder ähnliche Sprüche lassen würden und Menschen, die sie von sich geben, offen kritisieren:

''Diese ganzen Mädchen, die sich ritzen und die Bilder im Internet hochladen, wollen nur Aufmerksamkeit.''
Jein. Selbst wenn? Was ist an dem Ruf nach Aufmerksamkeit so schlimm? Anscheinend hat die betroffene Person solche Schwierigkeiten, dass sie sich selber verletzt und/oder sich im Internet offen so präsentiert -und das spricht nicht gerade für eine gesunde psychische Verfassug.
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''Leute, die sich ritzen muss man nicht ernst nehmen. Das Ganze ist doch nur pubertärer Schwachsinn''
Erstmal SVV ist keine Phase, die nur in der Pubertät vorkommt. Auch wenn das durchschnittliche Einstiegsalter zwischen 14-18 Jahren liegt, heißt das nicht, dass man automatisch aufhört sich selbst zu verletzen, wenn die Pubertät vorbei ist. Wenn man sich schneidet, dann werden Endorphine freigesetzt -verletzt man sich regelmäßig, kann es zur Abhängigkeit kommen. Deswegen sollte man SVVler ernst nehmen und das Ganze nicht als ''pubertären Schwachsinn'' abtun.
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''Narben sind hässlich.''
Nein. Narben sind weder schön, noch hässlich. Sie zeigen auf, dass man (in der Vergangenheit) Probleme hat(te), die man nicht anders lösen konnte. Nur weil man das nicht versteht, sollte man die Menschen nicht dafür verurteilen und ablehnen. Die Narben sind ein Stück Vergangenheit -vielleicht will Mancher sie ausradieren, aber das geht nicht. Zu sagen, dass Narben hässlich sind, kann Betroffenen sehr nahe gehen.

Abschließend möchte ich nochmal kurz mögliche, angemessene Verhaltensweisen bei abgeheilten Narben nennen. Ich kann aus Erfahrung sagen, dass nur die Wenigsten wissen, wie sie adäquat mit Menschen, die Narben und/oder Wunden haben, umgehen sollen.
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Kritisiert die Narben nicht.
Stellt sie nicht in Frage oder wertet sie in Form von Witzen  oder abfälligen Kommentaren ab.
Stellt nicht neugierig Fragen, wie, womit, wann, warum, weshalb.
Starrt nicht unentwegt auf die Narben.


Fragt die Person, wie sie möchte, dass ihr damit umgeht.
Es kann sein, dass die Betroffenen darüber reden wollen -oder eben nicht, da es mit unangenehmen Erinnerungen für sie verbunden ist. Akzeptiert die Entscheidung der Person.





Wichtig: Wenn ihr eine Person kennt, die sich selber verletzt und nicht darüber reden will, dann könnt ihr erstmal nicht viel machen. ABER das sollte nicht heißen, dass man dies im Folgenden ignoriert. Signalisiert Gesprächsbereitschaft -das heißt, dass ihr zuhört und erstmal keine Vergleiche, Vermutungen, Zweifel oder Anschuldigungen äußert. Jemand, der sich selbst verletzt, hat schon genug Probleme. Ein Gespräch in einer gezwungenen Atmosphäre oder gar unter Druck sind nicht hilfreich.

Solltet ihr euch selber verletzen oder Jemanden kennen, der sich selber verletzt, dann erhaltet ihr hier mehr Informationen und Hilfe.