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4/03/2014

Wie gehe ich mit Narben um? [TW SVV]

Narben sind weder schön, noch hässlich. Narben sind einfach da. -Und das hat man zu akzeptieren.
Man kann nicht sie nicht verschwinden lassen. Man muss lernen mit ihnen zu leben. Man sollte sich nicht dafür verurteilen und versuchen sie zu verstecken. Das ist genauso ungesund wie Narben zu romantisieren oder sie schön zureden. Es ist schwer einen gesunden Umgang mit Narben zu finden -besonders wenn das Umfeld nie gelernt hat, annehmbar auf solche Verletzungen zu reagieren.
Im Folgenden geht es nicht darum, die Gründe für Selbstverletzung zu erläutern oder zu erklären wie man lernt sich selber mit Narben zu akzeptieren, sondern Außenstehenden eine grobe Idee zu geben, wie sie mit verheilten Narben umzugehen haben.

Diese Narbe auf dem Bild gehört mir. Ich habe sie mir selber zugefügt. Sie sind nicht tief, es war nicht sehr schmerzhaft. Eigentlich ist sie ein Witz. -Aber man sieht sie Heute, fast 6 Monate nach Entstehung des Fotos immer noch.
Auf der einen Seite ging es mir gut, wenn ich mich geschnitten habe. Druck und Stress ließen nach -und manchmal habe ich daran gedacht, was passiert, wenn Jemand diese Narben sieht. Ich habe mir gewünscht, dass die Menschen meinen Schmerz sehen -und mich verstehen. Und dann -danach- kam die Scham. Und ich versteckte sie.

Meist braucht es Zeit und Mut bis man sich entschließt, Narben offen zu tragen. Teilweise wird man in bestimmten Situationen oder Jahreszeiten teilweise dazu gedrängt.
Mir wurde so oft zugetragen, dass Menschen aufgrund ihrer Narben fertig gemacht oder sehr unpassend behandelt wurden -auch wenn die Wunden schon vernarbt waren. Kleine Aussagen, die Menschen aus Unwissenheit oder mangelnder Empathie treffen, können einen schon aus der Bahn werfen. Von Beöeidigungen oder Vorwürfen will ich erst gar nicht sprechen. Es ist schon schwer genug, sich selbstverletzendes Verhalten abzugewöhnen -wenn dann noch das Umfeld nicht mitspielt, wird es unnötig schwer. Man muss SVVlern das Leben nicht noch schwerer machen in dem man ihre Krankheit unterstützt, weil man sie ausgrenzt, auslacht, verurteilt oder ihre Narben bewundert.


Ich wäre sehr, sehr vielen Menschen dankbar, wenn sie folgende oder ähnliche Sprüche lassen würden und Menschen, die sie von sich geben, offen kritisieren:

''Diese ganzen Mädchen, die sich ritzen und die Bilder im Internet hochladen, wollen nur Aufmerksamkeit.''
Jein. Selbst wenn? Was ist an dem Ruf nach Aufmerksamkeit so schlimm? Anscheinend hat die betroffene Person solche Schwierigkeiten, dass sie sich selber verletzt und/oder sich im Internet offen so präsentiert -und das spricht nicht gerade für eine gesunde psychische Verfassug.
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''Leute, die sich ritzen muss man nicht ernst nehmen. Das Ganze ist doch nur pubertärer Schwachsinn''
Erstmal SVV ist keine Phase, die nur in der Pubertät vorkommt. Auch wenn das durchschnittliche Einstiegsalter zwischen 14-18 Jahren liegt, heißt das nicht, dass man automatisch aufhört sich selbst zu verletzen, wenn die Pubertät vorbei ist. Wenn man sich schneidet, dann werden Endorphine freigesetzt -verletzt man sich regelmäßig, kann es zur Abhängigkeit kommen. Deswegen sollte man SVVler ernst nehmen und das Ganze nicht als ''pubertären Schwachsinn'' abtun.
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''Narben sind hässlich.''
Nein. Narben sind weder schön, noch hässlich. Sie zeigen auf, dass man (in der Vergangenheit) Probleme hat(te), die man nicht anders lösen konnte. Nur weil man das nicht versteht, sollte man die Menschen nicht dafür verurteilen und ablehnen. Die Narben sind ein Stück Vergangenheit -vielleicht will Mancher sie ausradieren, aber das geht nicht. Zu sagen, dass Narben hässlich sind, kann Betroffenen sehr nahe gehen.

Abschließend möchte ich nochmal kurz mögliche, angemessene Verhaltensweisen bei abgeheilten Narben nennen. Ich kann aus Erfahrung sagen, dass nur die Wenigsten wissen, wie sie adäquat mit Menschen, die Narben und/oder Wunden haben, umgehen sollen.
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Kritisiert die Narben nicht.
Stellt sie nicht in Frage oder wertet sie in Form von Witzen  oder abfälligen Kommentaren ab.
Stellt nicht neugierig Fragen, wie, womit, wann, warum, weshalb.
Starrt nicht unentwegt auf die Narben.


Fragt die Person, wie sie möchte, dass ihr damit umgeht.
Es kann sein, dass die Betroffenen darüber reden wollen -oder eben nicht, da es mit unangenehmen Erinnerungen für sie verbunden ist. Akzeptiert die Entscheidung der Person.





Wichtig: Wenn ihr eine Person kennt, die sich selber verletzt und nicht darüber reden will, dann könnt ihr erstmal nicht viel machen. ABER das sollte nicht heißen, dass man dies im Folgenden ignoriert. Signalisiert Gesprächsbereitschaft -das heißt, dass ihr zuhört und erstmal keine Vergleiche, Vermutungen, Zweifel oder Anschuldigungen äußert. Jemand, der sich selbst verletzt, hat schon genug Probleme. Ein Gespräch in einer gezwungenen Atmosphäre oder gar unter Druck sind nicht hilfreich.

Solltet ihr euch selber verletzen oder Jemanden kennen, der sich selber verletzt, dann erhaltet ihr hier mehr Informationen und Hilfe.

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